Von Privilegierten zu Geächteten. Die Repressalien gegenüber deutschbaltischen Honoratioren während des Ersten Weltkrieges

Während des Ersten Weltkriegs begann das Zarenreich, verdächtige ethnische Minderheiten zu verfolgen, vor allem Deutsche und Juden. Die bis dahin loyale deutschbaltische Elite in den Ostseegouvernements des Russischen Reichs sah sich plötzlich Angriffen und Repressalien von Seiten des Staates ausgesetzt. In der Presse erfolgte eine regelrechte Kampagne gegen sie. Eine treibende Kraft waren höhere russische Offiziere. Zahlreiche prominente Deutschbalten wurden sogar nach Sibirien verschickt. Dem Autor gelingt es auf Basis bisher unbeachteter Dokumente aus russischen Archiven, diesen bisher wenig bekannten Aspekt der Geschichte der Deutschen im Baltikum zu beleuchten.

Aadu Must ist Professor für Archivkunde am Institut für Geschichte und Archäologie der Universität Tartu, Estland. Im Rahmen eines großangelegten Projektes erforscht er momentan die Geschichte der Esten in Russland und besonders in Sibirien. Im Rahmen seiner umfangreichen Forschungsarbeit in russischen Archiven fand er auch zahlreiche bisher unbekannte Dokumente zur Geschichte der Deutschbalten im Zarenreich.